Barrierefreies Bad und WC

Bei der Renovierung oder Neugestaltung ihres Bades sollten Sie auch über eine Barrierefreiheit nachdenken.

Das barrierefreie Bad erleichtert Menschen mit Behinderung die Nutzung, bietet aber auch weitere Vorteile.

Mit einem barrierefreien Badezimmer erhöhen sich ihre Chancen, im Alter deutlich länger in der eigenen Wohnung zu leben.

Das Bad bietet ihnen auch jetzt schon aufgrund seiner Gestaltung mehr Komfort und auch die Optik kann sehr modern gehalten werden und muss nicht an ein Krankenhaus oder Seniorenheim erinnern.

Armaturen

 

Das Beseitigen von Barrieren im Bad dient nicht nur dem Komfort, sondern auch der Sicherheit.

Bei der Wahl der richtigen Armatur spielt dieser Aspekt eine wichtige Rolle.

Denn lassen sich Waschtisch-, Dusch- und Wannenarmaturen schlecht regeln, hat man sich ruck zuck verbrüht. Schlimmer noch: Ältere Menschen, deren Sensibilität in den Fingern nachlässt, merken mitunter erst hinterher, dass sie sich mit viel zu heißem Wasser gewaschen haben.

Eingebaut werden sollten deshalb Armaturen mit Verbrühschutz. Bei diesen ist gewährleistet, dass die Entnahme von heißem Wasser – in der Regel mit Temperaturen um die 60 °C – erst nach Entriegelung einer Sicherung möglich ist.

An Einhebelmischbatterien gilt es zu diesem Zweck, einen Widerstand zu überwinden. Thermostat-Armaturen verfügen über einen Sicherheitsknopf, der zusätzlich gedrückt werden muss, damit heißes Wasser gezapft werden kann.

Die Armatur sollte mit einer Hand und ohne Kraftaufwand zu betätigen sein. Besonderen Komfort bieten Armaturen, die berührungslos gesteuert werden können. Ist die Greiffähigkeit extrem eingeschränkt, machen sie eine selbstständige Nutzung des Waschtisches erst möglich.

(Bild-Quelle: Hansa Metallwerke AG, Stuttgart)

Badewannenbereich


Egal, wie man es dreht und wendet: Eine Badewanne ist nicht barrierefrei. Der Einstieg bereitet vielen Mühe und es besteht erhöhte Sturzgefahr. Für Kunden, die trotz Bewegungseinschränkungen nicht auf ihr Entspannungsbad verzichten möchten, empfiehlt sich der Einbau eines Wannenliftes.

Angeboten werden außerdem Badewannen mit Tür, die in Kombination mit entsprechenden Ein- und Ausstiegshilfen als Alternativlösung dienen können.

Haltegriffe sollten unabhängig vom Wannentypus immer angebracht werden, um die Sicherheit des Nutzers zu gewährleisten. Um zu verhindern, dass eine in der Wanne ohnmächtig gewordene Person ertrinkt, darf die Wanne nicht zu lang sein: Der Badende muss mit seinen Füßen das Wannenende erreichen.

Wird die Wanne von Personen unterschiedlicher Körpergröße genutzt, kann ein mobiler Wannenverkürzer eingesetzt werden. Die Wanne selbst muss rutschsicher sein. Gummimatten mit Saugnoppen sollten aus hygienischen Gründen nur im Ausnahmefall eingelegt werden.

Badmöbel

 

Ablagemöglichkeiten und Stauraum sind in jedem Bad wichtig, müssen in einem barrierefreien Bad aber besondere Kriterien erfüllen: Geht man davon aus, dass der Waschtisch nur im Sitzen genutzt werden kann, ergibt sich ein Greifradius, der von 40 cm über dem Fußboden bis hin zu einer Höhe von etwa 130 cm reicht.

Alles, was man für die tägliche Körperpflege braucht, muss in diesem Greifradius liegen. Die Schränke sollten entsprechend angebracht und für diese Nutzung ausgelegt sein. Wichtig ist zum Beispiel, dass sie sich ohne Kraftaufwand öffnen und schließen lassen.

Sicherheit beim Aufstehen und Hinsetzen bieten Möbel und Ablagen mit integrierten Haltegriffen. Besonders viele Modelle gibt es für den Einsatz am Waschbecken. Aber auch für den Duschbereich existieren entsprechende Produkte. Hier dürfen Ablagen für Duschgel und Shampoo nicht fehlen.

Beleuchtung und Steckdosen

 

Großen Anteil an der gefahrlosen Nutzung eines barrierefreien Bades hat die richtige Beleuchtung.

Die Lichtquellen müssen so angeordnet werden, dass der Raum schattenfrei ausgeleuchtet wird. Schlagschatten und Lichtreflexe, die ältere Bewohner verunsichern können, sind zu vermeiden. Nötig ist dafür eine Grundbeleuchtung aus direktem und indirektem Licht.

Darüber hinaus sind am Waschtisch Leuchten zu positionieren, die sich individuell auf die Bedürfnisse des Nutzers einstellen lassen. Alle eingebauten Steckdosen sollten über einen Auswurfmechanismus verfügen. So ist gewährleistet, dass auch eine Person, die nicht mehr so viel Kraft in den Händen hat, den Stecker bei Bedarf ziehen kann.

Als Schalter eignen sich großflächige Kippschalter. Für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen sind sie leichter zu finden, wenn sie sich deutlich von der Wandfarbe abheben. Lichtschalter, die außerhalb des Raumes liegen, sollten mit einer Signallampe versehen sein. So werden sie seltener übersehen und die Badbeleuchtung wird nicht nur ein-, sondern auch wieder ausgeschaltet.

Wer Bewegungsmelder vorsieht, hat dieses Problem nicht.

Boden

 

Um die Sicherheit der Bewohner gewährleisten zu können, muss der Bodenbelag in jedem Raum der Wohnung frei von Stolperkanten und rutschsicher sein.

Diese Vorgabe gilt für das Bad in besonderem Maße, denn hier herrscht durch Feuchte und mögliche Wasserflecken auf dem Boden ein erhöhtes Unfallrisiko. In öffentlichen Sanitärräumen muss der Bodenbelag deshalb die Rutschfestigkeitsklasse R 10 aufweisen.

Ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist die Hygiene: Besonders im Bad, in dem Feuchte und Wärme einen idealen Nährboden für Keime und Bakterien bilden, muss der Boden leicht und gründlich zu reinigen sein.

Um Spiegelungen und damit Irritationen bei Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen zu vermeiden, sollte ein Bodenbelag mit reflexionsarmer Oberfläche gewählt werden. Eine kontrastreiche Gestaltung, durch die sich Wand- und Bodenfliesen deutlich voneinander abheben, ist ebenfalls hilfreich.

Duschbereich

 

Der Duschbereich sollte großzügig bemessen und schwellenlos zugänglich sein. Das erleichtert jedem Nutzer den Einstieg, macht Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, das selbstständige Duschen aber überhaupt erst möglich.

Sinnvoll sind deshalb auch Duschabtrennungen, die ohne Schwallleiste und Führungsschiene am Boden auskommen. Ist die Duschfläche sehr klein, bietet sich der Einsatz von Duschvorhängen an, da sie bei Berührung nachgeben. Durch eine beschwerte Borte wird verhindert, dass sie sich an den Duschenden schmiegen.

Steht fest, dass der Nutzer Hilfe bei der Körperpflege benötigt, sollten ein halbhoher Spritzschutz oder eine teilbare Duschkabine vorgesehen werden. Der Betreuer kann dem Duschenden dann vom trockenen Bereich aus assistieren.

Legt man Wert auf Komfort, sollte ein Duschsitz nicht fehlen. Wird dieser fest montiert, ist die Wand vorab auf ihre Tragfähigkeit hin zu überprüfen.

Sinnvoll ist ein Modell, das sich bei Nichtgebrauch platzsparend wegklappen lässt. Sicherheit beim Duschen bietet ein Handlaufsystem, das waagerecht auf einer Höhe von 85 cm angebracht ist.

Greifbereich

 

Viele Menschen haben im Bad ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis. Nicht ohne Grund: Die Gefahr, auf nassem Boden auszurutschen, ist durchaus gegeben. Abhilfe schaffen Haltegriffe und Handläufe.

Allerdings nur dann, wenn sie bestimmte Anforderungen erfüllen. In erster Linie müssen sie griffig, also leicht zu greifen sein. Bewährt haben sich runde Profile mit einem Durchmesser von 3 bis 4,5 cm. Gute Oberflächen-Eigenschaften, wie Handwärme, und den nötigen Gripp bieten Modelle aus Kunststoff.

Werden Haltegriffe aus Metall eingesetzt, sollten sie eine geriffelte, keine glatte Oberfläche besitzen. Die Gefahr, mit nassen Händen abzurutschen, ist so geringer. Angeboten werden auch Modelle, welche die Vorteile beider Varianten vereinen: Es handelt sich um Metallgriffe, deren Berührungsflächen mit Kunststoff ummantelt sind. Was ein Haltegriff leisten muss, ist durch den Einsatzort vorgegeben. So ist eine klappbare Lösung am WC Pflicht, am Waschtisch mitunter nur Kür.

Wichtig ist in jedem Fall eine kontrastreiche Gestaltung: Hebt sich die Farbe des Haltegriffs deutlich von der Wandfarbe ab, kann er von Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen leichter gefunden werden.

Heizungsbereich

 

Bewohner älteren Semesters und Menschen mit körperlichen Einschränkungen haben sehr feine Antennen in Sachen Raumklima. Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen stimmen, damit Wohlfühl-Atmosphäre herrscht.

Diese Aspekte gilt es, bei der Planung der Heizungsanlage zu berücksichtigen. Vorteile bieten Flächenheizungssysteme, wie die Fußboden- oder Wandheizung. Sie reduzieren durch die großflächige Wärmeabgabe die Staubaufwirbelung und trocknen die Luft nicht so aus.

Weitere Pluspunkte: Der Boden ist fußwarm und die Bewegungsflächen werden nicht durch Heizkörper eingeschränkt. Kann im Bad nicht auf dessen Einbau verzichtet werden, sollte der Heizkörper gleichzeitig als Handtuchhalter dienen.

Eine seitlich offene Ausführung der Röhren ermöglicht das Aufhängen der Handtücher in jeder beliebigen Höhe. Das Thermostat-Ventil sollte so angebracht sein, dass es sowohl im Sitzen als auch im Stehen bequem zu erreichen ist.

Sinnvoll ist eine Skala, die sich ertasten lässt. Sie kann von jedem Nutzer richtig eingestellt werden und zwar auch dann, wenn das Ventil an einer unübersichtlichen Stelle – zum Beispiel hinter einer Verkleidung – sitzt.

Sicherheit im Bad

 

In barrierefreien Wohnungen spielt die Sicherheit des Nutzers eine entscheidende Rolle. Im Bad, das neben der Küche das höchste Unfallrisiko birgt, sollte es deshalb möglich sein, einen Notruf abzusetzen.

Dafür gibt es mittlerweile raumunabhängige Lösungen, wie den Funk-Alarm: Der Bewohner trägt die Notruftaste in Form eines Armbands stets bei sich. Wird sie betätigt, ruft die Zentrale der Reihe nach abgespeicherte Rufnummern an, bis sichergestellt ist, dass es dem Bewohner gut geht.

Gleiches gilt für den Fall, dass das System über einen bestimmten Zeitraum keine Bewegung des Armbandträgers registriert. Alternativ dazu kann ein lokaler Nottaster vorgesehen werden. Die Auslösung erfolgt üblicherweise durch eine Zugschnur, die vom WC aus erreichbar oder im Wandsockelbereich angebracht ist.

Im öffentlichen Bereich ist der Einbau eines solchen Notrufsystems Pflicht.

Türbereich

 

Türen sind in jeder Wohnung ein Nadelöhr. Damit der Wechsel von Raum zu Raum auch im Rollstuhl, mit dem Rollator oder mit Gehhilfen problemlos möglich ist, müssen Haus- und Wohnungseingangstüren mindestens 90 cm breit sein.

Für die übrigen Zimmer, darunter auch das Bad, wird diese Türbreite dringend empfohlen. Freiräume von jeweils 150 cm x 150 cm vor und hinter der Tür sind sinnvoll. Die Tür sollte nach außen aufschlagen, um die ohnehin begrenzten Bewegungsflächen im Raum nicht zusätzlich einzuschränken. Außerdem ist so gewährleistet, dass eine am Boden liegende Person den Zugang nicht blockiert und ihr bei einem Unfall – zum Beispiel durch Ausrutschen auf nassem Boden – schnell geholfen werden kann.

Als Türgriffe sind Bügelgriffe zu bevorzugen, da diese leichter zu bedienen sind als ein Drehknauf. Der Durchgang selbst ist schwellenfrei auszuführen, um Stolperkanten oder Radbarrieren zu vermeiden.

Waschtischbereich

 

Im barrierefreien Bad ist die Bezeichnung Waschtisch wörtlich zu nehmen: Das Waschbecken muss auch im Sitzen genutzt werden können. Dazu ist Beinfreiheit erforderlich.

Der Waschtisch muss entsprechend geformt sein und es ist ein Unterputz- oder Flachaufputzsiphon vorzusehen. Ferner sind die Ablagemöglichkeiten für Toiletten-Utensilien so anzulegen, dass sie auch im Sitzen bequem zu erreichen sind.

Der Spiegel muss so angeordnet werden, dass er sowohl sitzend als auch stehend genutzt werden kann. Voraussetzung dafür sind eine entsprechende Spiegelgröße oder der Einbau eines Spiegels, der nach Bedarf in die richtige Position gekippt werden kann.

Wichtig ist zudem eine schatten- und blendfreie Beleuchtung in einer Stärke von mindestens 500 Lux. Darüber hinaus sind rechts und links neben dem Waschplatz Griffe als Aufstehhilfen vorzusehen, damit sich der Nutzer nicht am Waschtisch selbst oder am Handtuchhalter hochzieht und diese überlastet.

Vor der Montage ist zu prüfen, ob die Wand für die Aufnahme von Haltegriffen geeignet ist. Bei Bedarf kann auf Vorwandsysteme mit integrierten Befestigungsplatten zurückgegriffen werden.

WC

 

Der WC-Bereich sollte so gestaltet sein, dass ihn Personen mit Bewegungseinschränkungen selbstständig nutzen können. Wichtige Voraussetzung dafür ist zum Beispiel die Auslösung der Spülung per Funk sowie Stütz- und Haltemöglichkeiten neben dem WC.

Vor der Montage ist zu prüfen, ob die Wand die zu erwartende Belastung aufnehmen kann. Eine Option sind Vorwandsysteme mit integrierten Befestigungsplatten. Wird die Toilette von einem Rollstuhlfahrer genutzt, müssen beidseitig Griffe angebracht werden, mindestens einer davon nach oben klappbar. Nur so sind das seitliche Anfahren und Umsteigen auf das WC möglich.

Darüber hinaus sollte die Vorderkante der Sanitärkeramik mindestens 70 cm von der rückwärtigen Wand entfernt liegen. Empfohlen wird eine Sitzhöhe von 48 cm. Besonderen Komfort bietet ein höhenverstellbares WC. Gleiche Vorgaben sind bei der Installation eines Bidets zu erfüllen. Kann dieses aus Platzgründen nicht vorgesehen werden, stellt der Einbau eines Dusch-WCs eine sinnvolle Alternative dar.